Thorfinn Karlsefni, (geboren 980, Island-gestorben nach 1007), isländisch-stämmiger skandinavischer Leiter einer frühen Kolonisierungsexpedition nach Nordamerika. Seine Reisen wurden in der Saga von Erik und der Geschichte der Grönländer beschrieben.
Thorfinn muss seinen Spitznamen Karlsefni schon in jungen Jahren erhalten haben, denn er bedeutet „vielversprechender Junge“. Um 900 hatte sein Großvater viele Norweger dazu gebracht, Island zu kolonisieren, und um 986 fühlten sich ihre Nachkommen dort so sehr um Viehzuchtland bedrängt, dass sie dem Beispiel von Erik dem Roten folgten und nach Grönland auswanderten. Thorfinn, der ein erfolgreicher Händler und Seekapitän war, erreichte 1003 mit einer Gruppe von Kolonisten die so genannte Ostsiedlung Grönlands. Dort heiratete er Gudrid, die Witwe eines der Söhne Eriks des Roten, Thorstein.
Thorfinn und Gudrid wurden von Erik überredet, eine Expedition nach Vinland zu leiten (vermutlich in der Gegend des heutigen Labrador, Nova Scotia oder Neuengland), das drei Jahre zuvor von einem anderen Sohn Eriks, Leif Eriksson, entdeckt worden war. Um das Jahr 1004 brach das Paar mit etwa 130 Personen in drei Schiffen auf und segelte nach Westen, wobei sie möglicherweise bei Baffin Island zum ersten Mal auf dem nordamerikanischen Kontinent landeten. Sie folgten der Küstenlinie nach Süden, bis sie eine stark bewaldete Region erreichten, vielleicht einen Teil der Küste des Sankt-Lorenz-Golfs, und ließen sich dort nieder, um Heu zu machen, zu jagen und zu fischen. Thorfinns und Gudrids Sohn Snorri, der um 1005 in Vinland geboren wurde, war der erste Europäer, der in Nordamerika geboren wurde (mit Ausnahme des zu Nordamerika gehörenden Grönlands).
In jenem ersten Winter trafen die skandinavischen Kolonisten keine Menschen, aber im nächsten Sommer wurden sie von freundlichen Eingeborenen besucht, bei denen es sich wahrscheinlich um Eskimo handelte. Im nächsten Sommer wurden sie von zahlreicheren und weniger freundlichen Eingeborenen aufgesucht, und es kam zu Kämpfen, die die Skandinavier gewannen, allerdings auf Kosten einiger Menschenleben. Drei Jahre nach der Landung verließen Thorfinn und der Rest der Kolonisten Vinland und kehrten nach Grönland zurück. Später kehrten sie nach Island zurück.