Abstract
Eine 36-jährige Frau mit begrenzter sexueller Vorerfahrung wurde wiederholt dabei beobachtet, wie sie lernte, sich selbst digital zum Orgasmus zu stimulieren. Während 7 Laborsitzungen, die sich über 5 Monate erstreckten, wurde sie physiologisch aufgezeichnet und detailliert zu ihren subjektiven Orgasmuserfahrungen befragt. Ab Sitzung III erlebte die Versuchsperson mehrere Orgasmen im Labor. Die Häufigkeit der Orgasmen reichte von 3 Orgasmen in 7 Minuten (Sitzung III) bis zu 7 Orgasmen in 16 Minuten (Sitzung VI). Der anale Druck wurde ausgewählt, um die Entwicklung ihres multiplen Orgasmusmusters zu veranschaulichen. Die Serie regelmäßiger Kontraktionen war während der ersten Orgasmen aufeinanderfolgender Sitzungen stärker ausgeprägt. Bei späteren Orgasmen einer Sitzung traten die regelmäßigen Kontraktionen nur noch selten oder gar nicht mehr auf. Ein Druckabfall war jedoch stets mit dem Beginn eines jeden Orgasmus verbunden. Ihre Versuche, subjektive Begriffe mit physiologischen Ereignissen in Verbindung zu bringen, machen auf semantische Probleme bei der Beschreibung des Orgasmus aufmerksam. Dieser Forschungsfallbericht kann als heuristisches Modell für die Erforschung sowohl der psychophysiologischen Aspekte des Orgasmus als auch der Ontogenese sexueller Reaktionsmuster dienen.