Der okzipitale Alpha-Rhythmus (∼10 Hz) ist die auffälligste elektrophysiologische Aktivität im wachen menschlichen Gehirn, doch seine funktionelle Rolle und sein Zusammenhang mit der visuellen Wahrnehmung sind wenig bekannt. Transiente Stimuli lösen normalerweise eine kurze Reihe positiver und negativer Ausschläge aus, die zwischen 300 und 500 ms dauern: das visuell evozierte Potenzial (VEP). Alpha-Oszillationen hingegen werden im Allgemeinen durch vorübergehende visuelle Reize unterdrückt; sie verstärken sich nur als Reaktion auf periodische („steady-state“) Reize um 10 Hz. Hier haben wir Techniken der umgekehrten Korrelation auf die visuelle Präsentation zufälliger, nichtperiodischer dynamischer Stimulationssequenzen angewandt und festgestellt, dass die Reaktion des Gehirns auf jeden Reizübergang nicht nur ein kurzlebiges VEP war, sondern auch eine starke ∼10-Hz-Oszillation enthielt, die mehr als 1 s lang anhielt. Diese Echos sind in Größe und Frequenz mit dem okzipitalen Alpha-Rhythmus des Beobachters korreliert, werden durch visuelle Aufmerksamkeit verstärkt und können in Form von ∼10-Hz-Flimmern wahrgenommen werden. Diese Befunde deuten auf eine Rolle des Alpha-Rhythmus bei der Aufrechterhaltung von sensorischen Repräsentationen im Laufe der Zeit hin.