Am Morgen des 21. März 1804 wurde Louis-Antoine de Bourbon-Condé, Herzog von Enghien, nach einem Schnellverfahren vor einer Militärkommission durch ein Erschießungskommando im Wassergraben des Château de Vincennes hingerichtet. Sechs Tage zuvor war er von französischen Soldaten in Baden, unweit der französischen Grenze, entführt worden, weil er verdächtigt wurde, an einer Verschwörung zur Ermordung Napoleons beteiligt gewesen zu sein. Es ist zwar unbestritten, dass er jahrelang gegen die Revolution gekämpft hatte, doch war er dieses Vergehens nicht schuldig.
Es ist oft gesagt worden, dass Napoleon die Hinrichtung des Herzogs bedauerte und dass ihm die Unschuld des Angeklagten verschwiegen worden war. Während der Verhöre bat der Herzog um ein Treffen mit Napoleon. Es wurde auch behauptet, dass Bonaparte bei diesem Treffen die Möglichkeit gehabt hätte, das Unwiederbringliche zu verhindern und sich wie ein Gentleman zu verhalten. Dabei würde man jedoch vergessen, dass sich über das Schicksal des Herzogs hinaus genau zur gleichen Zeit die gesamte Frage der Ausrufung des Kaiserreichs abspielte. Der Tod des Herzogs war gleichzeitig ein Schlag für die royalistische Partei und ein starkes Signal für die revolutionäre Partei. Bonaparte musste mit fürstlichem Blut gesalbt werden, um Napoleon zu werden. Es ist schwer vorstellbar, wie dieser Prozess anders als mit der Todesstrafe hätte enden können. Ein Prinz von königlichem Geblüt war entführt worden, was gegen das Völkerrecht verstieß… konnte Bonaparte vor der Strafe zurückschrecken? Der Herzog d’Enghien musste sterben.
Fünfzehn Jahre später, als Gefangener auf St. Helena, sagte er zu seinem Gefolge: „Ich habe den Befehl gegeben“. Er fügte sogar ein Kodizil zu seinem Testament hinzu, in dem er erklärte, dass er unter ähnlichen Umständen „dasselbe wieder tun würde“.